Berliner Gedenktafel für Tony Sender - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Juedisches Leben



AVIVA-BERLIN.de 9/19/5784 - Beitrag vom 07.11.2022


Berliner Gedenktafel für Tony Sender
AVIVA-Redaktion

Die Senatsverwaltung für Kultur und Europa erinnert mit einer Berliner Gedenktafel an die Politikerin, Publizistin und Journalistin Tony Sender (1888–1964). Sie war von 1920 bis zu ihrer Flucht 1933 Reichstagsabgeordnete der USPD und SPD und …




…gilt als eine der bekanntesten Politikerinnen der Weimarer Republik.

Geboren am 29. November 1888 in eine bürgerlich-orthodoxe Familie in Wiesbaden, verließ Sidonie Zippora Sender, die sich später Tony nannte, schon als Jugendliche ihre Familie, um in Frankfurt einen Beruf zu erlernen und unabhängig zu leben. Sie trat der SPD bei und wurde Gewerkschaftsmitglied, nach Kriegsende engagierte sie sich in der Arbeiterrätebewegung und gehörte ab 1919 als einzige Frau der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung an. Als Mitbegründerin der USPD wurde sie 1920 in den Reichstag gewählt, nach der Wiedervereinigung der beiden sozialdemokratischen Parteien 1922 gehörte sie bis 1933 der SPD-Fraktion an. Ihre Arbeitsschwerpunkte bildeten Außen- und Wirtschaftspolitik, sie galt als Expertin für Zoll- und Handelsfragen. Noch vor 1933 wurde Tony Sender als Frau, Jüdin und Antifaschistin zur Zielscheibe der Nationalsozialisten, wurde bedroht und beschimpft. Um die drohende nationalsozialistische Machtübernahme zu verhindern, plädierte sie 1932 für einen reichsweiten Generalstreik.

Nach 1933 zur Flucht gezwungen, ging sie zunächst in die Tschechoslowakische Republik und später nach Antwerpen, wo sie sich dem Widerstand gegen das NS-Regime anschloss. 1934 wurde sie aus Deutschland ausgebürgert, blieb Tony Sender nach einer dreimonatigen Vortragsreise 1935 in den USA, deren Staatsbürgerinnenschaft sie 1943 erhielt. Hier war Tony Sender weiterhin politisch tätig, arbeitete als Journalistin und engagierte sich in jüdischen Hilfsorganisationen. Ab 1944 arbeitete sie als Wirtschaftsexpertin für die Vereinten Nationen, setzte sich für die UN-Kommissionen für Menschenrechte und die Rechtsstellung der Frau ein. In ihrer erstmalig 1940 in England veröffentlichten Autobiographie "THE AUTOBIOGRAPHY OF A GERMAN REBEL" beschrieb die "deutsche Rebellin" neben Kindheitserinnerungen den Zerfall der Demokratie und warnte eindringlich vor dem Faschismus der Nazis.
Tony Sender starb am 26. Juni 1964 in New York. Ihr Grab befindet sich auf dem Conservative Beth Israel Cemetery in Woodbridge, New Jersey.

Zur Enthüllung der Gedenktafel am 31. Oktober 2022 in der Wittelsbacher Str. 34, 10707 Berlin sprachen
Dr. Torsten Wöhlert, Staatssekretär für Kultur
Georg Friedrichs, Vorstandsvorsitzender, GASAG AG
Dr. Christl Wickert, Historikerin

Die Berliner Gedenktafeln sind ein Programm des Landes Berlin, eingebunden in das Förderprogramm Historische Stadtmarkierungen der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Die weißen Porzellantafeln werden von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin hergestellt. Die Recherche und Organisation der Tafel lag bei dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, der sich seit 2013 bei der Umsetzung des Berliner Gedenktafelprogramms engagiert.
Die GASAG AG ist langjährige Hauptsponsorin des Berliner Gedenktafelprogramms und hat auch die Tafel für Tony Sender finanziert.

Mehr zur Berliner Gedenktafel für Tony Sender unter: www.gedenktafeln-in-berlin.de

Vertiefende Biographien: www.gdw-berlin.de, www.deutsche-biographie.de und jwa.org

Mit dem Tony-Sender-Preis erinnert die Stadt seit 1992 an die engagierte Politikerin Tony Sender (1888 - 1964), die in Frankfurt am Main ihre, wie sie sagte, prägenden politischen Anstöße erhielt und ihre entscheidenden Entwicklungsjahre verbrachte. Die Stadt Frankfurt ehrt mit dem Tony-Sender-Preis Frauen, die sich besonders für die Gleichberechtigung von Mann und Frau und gegen Benachteiligung und Diskriminierung engagiert haben. frankfurt.de

Presseinformation Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Berlin, 17. Oktober 2022
Copyright Foto: Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.V.


Jüdisches Leben

Beitrag vom 07.11.2022

AVIVA-Redaktion